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Zündapp-Museum - ein Wochenende auf der Schwäbischen Alb

Wenn ich direkt gewusst hätte, wo der Bericht beginnen soll, dann wäre er auch sicher schon ein paar Tage im Kasten. Der Sonnenuntergang am Samstagabend ist sicher ein guter Einstieg. Der Tipp von Frau Lutter war einfach genau richtig. Nach einem aufregenden Tag auf der Schwäbischen Alb mit einem wirklich phänomenal gut erklärten Besuch im Sigmaringer Zündapp-Museum waren wir irgendwie durcheinander und hatten den Überblick verloren. Wie ist das nochmal mit dem Abendessen, wo gibt es Besteck, oh, wir müssen die Getränke bestellen, oh, es wird gekocht und aufgetischt, wo sind denn die andern beiden, ach, ja, der gelbe Sack? Mit diesem Wirrwarr handelten wir uns auch direkt schon mal die Frage ein, ob wir noch nicht so oft in einer Jugendherberge gewesen seien. Das hat etwas gedauert, bis nicht nur unsere Töff sondern auch unser Verstand ebenfalls den Weg über das ein und andere verzweigte weisse Strässchen durch verwunschene Wälder und abgeschiedene Feld- und Wiesenlandschaften gefunden hatte. Da war es schon gut, dass uns die Radfahrgruppe, der wir versehentlich schon ein paar Bier aus dem für sie reservierten Kasten weggetrunken hatten, adoptiert hat und mit auf den Lochenstein nahm. Aus einer Höhe von über 1000 m kann man an klaren Tagen bis zu den Vogesen hinüberblicken.

Traumhaft und mit lauter netten Fremden fast schon spirituell. Einfach geniessen und sich freuen mit einem leckeren Kräuterschnäpschen (ausgegeben von den Radlerfreunden) in dieser sagenhaften Landschaft bei einem Traumwetter zu stehen. 

Wir blickten auf einen ereignisreichen Tag zurück. Zum Start in Kloten war es  mal wieder typisch KUK: bunt gemischter Haufen vom Schnuperli über  sporadischer Mitfahrerin bis zur Ehrenpräsidentin gleich der  Teilnehmerinnenzahl acht Fahr- und Töffkategorien vertreten. Vom treuen  Chopper über den dreizylindrigen Tourer bis zur getunten MT09 und der Sozia  über die Dauerrot- bis zur Komplettschwarzimschlaffahrerin alles dabei. Und  natürlich vollgetankte pünktliche Abfahrt nach Schaffhausen, wo Ineke wegen  einer kurzfristig zwei Tage zuvor kaputt gegangenen Diodenplatte nicht mit ihrer  alten BM, sondern einem guten Bekannten tausend Dank mit einer genauso  alten und gut gepflegten XT 600 auf uns wartete. Kein Navi und Kickstarter. Für  eine langgediente Postlerin die beste Gelegenheit die Super-Kompetenz eines  exzellenten Karten- und Strassengedächtnisses vorzuführen. Ich war echt baff,    wir fuhren tatsächlich so verwinkelt, wie wir es rekognosziert hatten. Wir fuhren  nach einem kurzen Blick in den Güterhof und seinen besonders für  Schaffhausen prägenden Geschichtsanteil als Salzumschlagplatz und Zollstelle  weiter zum Bodensee.

Hier einen kurzen Stopp einzuplanen lohnt sich auf einer schönen Terrasse einer kleinen aber feinen Beiz wegen des wunderschönen Blicks auf die in der Sonne glitzernde Oberfläche des Sees immer. An diesem Tag gab es noch eine ganz besondere Überraschung.

    

Das High-Light und Namensgebung der Tour kam ja noch, das war geplant. Was aber wirklich ein ganz dickes Dankeschön bei Herrn Bleser verlangt, ist seine Überraschungs-Führung durch diese Perle eines Ausstellungskonzepts einer bis in die 1980er Jahre sehr erfolgreichen Zweiradschmiede Deutschlands. Herr Bleser war am Tag zuvor am Telefon noch nicht ganz sicher, ob er uns wegen einer Schenkungsübergabe vorher und eines Events im Museum nachher eine Führung versprechen könnte. Er behielt uns aber auf dem Radar und er war bei unserem Eintreffen da und erklärte uns die Geschichte von Zündapp absolut anschaulich und sehr, sehr informativ. Plötzlich siehst Du Rahmenbau, Schaltvorgänge, Lackierung, Tanks, Federung, Bremssystem und weitere Details sowie das Zweirad vor Dir mit ganz anderen Augen. Unglaublich gut gemacht und immer eine Frage, ob Gruppen auch unter der 15er Teilnehmerinnenzahl eine Führung erhalten, wert. Nochmals vielen lieben Dank an das Team des Zündapp-Museums in Sigmaringen! Nach ordentlichem Frühstück und Besprechungsrunde ging es dann weiter. Dieser Tag war geprägt von einer gigantisch gut aufgelegten Sonne, e inem in diesem friedlichen Abschnitt Deutschlands nicht so zu erwartenden Einschussloch im Spiegel und einer japanischen Rüstung eines Samurai während des Besuchs von Burg Lichtenstein sowie einem idyllischen Landschafts-Abschnitt nach dem anderen.

Wenn die Tour im nächsten Jahr wiederholt wird, dann weniger wegen Schlössern, die sich Adlige im 19ten Jahrhundert in der Vorstellung ihres Lieblingsritter-Romans nachbauen liessen. Nein, dann wird gefahren. Es fühlt sich einfach wunderschön nach Flow an, durch die wellige Landschaft zu surfen und am Wegesrand die alten Gebäude beschaulich stehen zu sehen um dann wieder das frische Grün und Gelb unter blauem Himmel mit schattenspendendem Schatten in lichtdurchfluteten Wäldern zu spüren.