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A la découverte du Pays d'Enhaut - Châteaux d'Oex

 
 
Das Wochenende in dem Land dort oben schloss sich an die Serie der Schweizer Wochenenden, die in diesem Jahr durch die Organisation verschiedener Kukis zustande kam, nahtlos an. Trotz Regenwolken am Horizont machten sich sechs Kukis wie gewohnt sehr optimistisch zum gemeinsamen Treffpunkt nach Malters auf. Verhangener Himmel hat auch etwas sehr Gemütliches und Imposantes gleichermassen. Das hat auch etwas mit angesteuerten Restaurants wie das Hotel Krone direkt gegenüber der Kirche St. Jost oder die Sennerei in Eriz mit ihren warmen Fruchtküchlein zu tun. Das macht einfach Freude, in warmer Holzvertäfelung zu pausieren. Bevor wir richtig in Schwung kamen, schauten wir uns aber noch im Schlepp von Myriam die Kirche etwas genauer an. Sie steht da so schlicht am Strassenrand und lässt das reichhaltige Interieur an dieser Stelle gar nicht erwarten. Das Kirchenschiff, der Chorraum mit dem Hochaltar, die Deckenbemalung, die Seitenaltäre und ganz besonders die Votivbilder zeugen von der Geschichte der Kirche und ihrer Umgebung. Wer hier vorbeischaut, kann sich vorher eingehend auf der Homepage informieren und erlebt greifbar wunderschön restaurierte Schweizer Geschichte.
 
Ab hier ging es dann richtig los. Und von den Touren „Barrock-Tour“ und „Zentralschweiz“ waren mir einige Strecken und Landschaften schon vertraut und gleich wieder wunderschön. Ein kurviges auf und ab über Eriz und Sigriswil. Erst in Unterseen setzte beim leckeren Italiener und den amüsierten Amerikanerinnen vom Nachbartisch („Oh, look at this, women on motorcycles! Great!“ Big smile.) der Regen ein. Mit den passenden Klamotten, einem leckeren Essen und dem richtigen Ziel macht das aber gaar nix. Am Abend kamen wir in dem bezaubernden und sehr einladenden Chalet les Mioches in Château-d'Oex an. Wir verloren in der trocken gebliebenen Funktionsunterwäsche mit  den tropfnassen Kombis im Vorraum auch nicht den Überblick, bezogen zackig unsere Zimmer, denn die Uhr lief ja, der Kühlschrank musste fürs Wochenende noch befüllt werden: „Wer hat die grössten zur Verfügung stehenden Töff-Koffer und kommt mit in den Ort einkaufen?“ Da liess ich mich auch gern ein wenig aufziehen, mein neuer Koffer erinnere an eine Hochsee-Rettungsinsel, wenn das mit Monika und Myriam so humorvoll klappt, den kompletten Laden in Schwung zu bringen und eine komplette Supermarkt-Wagenkarre auf drei Töffs zu verstauen. Nach einem schönen Abendessen miteinander plumpsten wir in die Betten. Die intensiven Gespräche des Vorabends setzten wir am Frühstückstisch fort. So um 11:00 Uhr überlegten wir, trotz wackliger Wetterlage eine kleine Tour zu machen, die wir von Tal zu Tal verlängern oder verkürzen wollten.
Letztlich hat es immer leicht geregnet und wenn es das nicht getan hat, sind wir einfach so weit hochgefahren, bis wir wieder in einer Wolke gesteckt haben. Kein Töff sonst weit und breit. Es war richtig, richtig schön. Wie Teddybären sassen wir in den kuscheligen Anzügen und bestaunten diese gigantische Berg- und Wolkenlandschaft drumherum. Warm und trocken. Mystisch zwischendurch, wirklich besonders. Um 12:00 Uhr sind wir mit vier von sechs trotz Niesel losgefahren. Eine kleine Tour und letztendlich waren es doch sechs Stunden ;o). Von Château d'Oex über den Col des Mosses und beim Abstecher durch das Militärgebiet am Lac de l’Hongrin Richtung Genfer See wurde es auch etwas trockener und es ging wirklich gut.
 
Aber wie gesagt, Pässe müssen sein. Oberhalb von Villars-sur-Ollon sahen ein kleines Hinweisschild, drei Kilometer die Wiesen in den Wald hinauf, wo wir dachten, das könnten wir uns einmal anschauen. Beim zehnten Kuhgatter und einer immer märchenhafteren Gegend war es mir dann schon sehr recht, dass wir zu viert unterwegs waren, denn es war ein bisschen unheimlich. Zwerge, Elfen und gebückte Frauen hätten mich in diesem Moment mystischer Abgeschiedenheit nicht besonders überrascht. Unsere Erkundungstour führte einen noch immer schmaleren und steileren Weg hinauf bis ich vor mir eine kleine in die Wiese und den Wolkendunst vor den Wald hineingeduckte Alp liegen sehe. Das Refuge de Taveyanne. Sein Anblick mit der durch den aus dem Kamin steigenden Rauch ist das einzige Zeichen, dass die Einladung des lange hinter uns liegenden Hinweisschildes in dieser Einsamkeit wahr wird. Das Innere im Dunkel war mit dem Prasseln des offenen Kaminfeuers wie ein Direkteinstieg in Grimms Märchen. Warm und lecker duftend.
 
Nach der durch die in der Frische gefahrenen Stunden notwendig gewordene warme Verpflegung führte uns die kleine Reise über den Col de la Croix und les Diablerets wieder zurück zu Maya und Monika ins Chalet les Mioches. Die beiden hatten den Tisch schon gedeckt und ein feines Papet Vaudois gezaubert. Dank Kukis norditalienischen Wurzeln wissen wir nun auch, dass man Parmesan zum Eindicken von Suppen und Saucen verwenden kann. Der Abend war wie der zuvor eine schöne Gelegenheit, sich wieder etwas besser kennenzulernen und uns über das auszutauschen, was uns persönlich und im Allgemeinen wichtig ist.
 
Die Heimreise am Sonntag bot mit der Abegg-Stiftung zum Abschluss für uns eine Herausforderung der letzten Kräfte. Doch diese Ausstellung alter Stoffe einfach so auf der Stecke liegen zu lassen hätte ich an Myriams Stelle auch nicht fertiggebracht. Die Sonderausstellung widmete sich der Darstellung des Tiers als Freund und Feind in der mittelalterlichen Textilkunst. In der Betrachtung der auf kostbar gewebten Kleidungsstücken phantasievoll abgebildeten Adler, Gazellen, Löwen, Hunde und anderer Tiere erfuhren wir in der selbst getragenen meist eintönig schwarzen Funktionskleidung einen Kulturschock im positiven Sinne.
 
Einziger Wehrmutstropfen dieses Wochenendes: Wir mussten unsere Heimreise antreten.
 
Myriam hat mit dieser Wochenendtour eine dem Motto von „Kultur und Kilometer“ absolut entsprechende Tour organisiert. Vielen Dank Myriam für all die interessanten, besonderen, wunderschönen sowie horizonterweiternden Erlebnisse dieses Wochenendes!!!